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PA-Projekt-GU50

Und noch ein Bastelprojekt für die Ewigkeit

Geleutert durch das abgebrochene Projekt mit der P300 Push-Pull Endstufe sollte nun etwas einfaches gebastelt werden. Angeregt durch einige Fachartikel von erfahrenen Ömern (DK3ID, DK7ZB, SM0VPN, EI9GQ) viel die Entscheidung für eine Grounded-Grid Schaltung mit Pentoden. Verwendet werden sollte die russische GU50, ein Nachbau der deutschen LS50 (Luftwaffen Senderöhre 50). Diese ist billig und in ausreichender Stückzahl verfügbar. Nicht ganz unwichtig: Auch die Röhrensockel sind leicht verfügbar. Damit die Mühe überhaupt lohnt, soll es ein 5-Zylinder werden. Aufgrund der geringen Anodenverlustleistung (40W) ist trotz Parallelschaltung nicht viel zu erwarten. Dazu hat sich G2DAF was schlaues überlegt: Aus dem Eingangssignal wird durch Transformierung und nachfolgender Vervielfachung eine der Ansteuerleistung proportionale Gleichspannung (max. 500V) für das 2te Gitter erzeugt. Dadurch verändert sich die Ausgangskennlinie in Abhängigkeit zur Ansteuerleistung/-Spannung. Diese wird steiler und in Richtung grösserer Anodenströme verlängert. Aus dem Datenblatt ermittelt und grafisch aufbereitet sieht das dann so aus:

Gitter2 Spannung nach G2DAF

Auf diese Weise lässt sich also doch noch was aus den alten Birnen quetschen. Also los.

Hier die Schaltung der HF-Stufe. Die Ansteuerleistung wird in einem Widerstandnetzwerk verbrannt. Etliche 680 Ohm Widerstände bilden etwa 50 Ohm, ausreichend für 100W Steuerleistung. Wir benötigen ja quasi nur die Spannung. Dadurch erübrigt sich eine Eingangsanpassung durch PI-Filter. Ebenfalls am Eingang die G2 Spannungserzeugung. Der Rest ist unauffällig. Da ich nichts über die Serienstreuung bei diesen Röhrentypen wusste und welche Auswirkung dies in der Praxis bei einer Parallelschaltung wohl hätte, habe ich die Messung des Anodenstromes je Röhre und eine pro Röhre regelbare G1 Vorspannung vorgesehen, um die Leistungen der einzelnen Röhren aufeinander angleichen zu können. Ob das sinnvoll ist: keine Ahnung. Muss die Praxis zeigen.

5xGU50 Grounded Grid

Nun noch die Netzteile für Anodenspannung, Heizspannung und Gitterspannung. Und ein Relaisboard für die wahlweise Aufschaltung einer Kathode auf ein Messinstrument. Das die Ausgleichswiderstände und -Kondensatoren über den HV-Dioden ein Anchronismus sind, wusste ich damals noch nicht. Die Simulation des Einschwingvorgangs mit Spice ohne diese Bauteile ergab jedoch grauslige Spannungsspitzen im Bereich mehrerer KV.

Anode Heizung Gitter

Fehlt noch der Ausgangskreis. Hier hatte ich geplant, diskrete Induktivitäten und Kapazitäten in einem PI-Filter parallel oder seriell zu schalten. Das gleiche Prinzip, wie es in automatischen Tunern angewandt wird. Die Steuerung sollte über 3 Schrittmotoren erfolgen, die als Inkrementalgeber misbraucht werden. Gute (magnetische) Inkrementalgeber sind unbezahlbar. Schrittmotoren (mit kurzgeschlossenen Windungen) haben eine super Haptik, sind billig und halten ewig. Eine einfache Anwendung für einen Mikrocontroller. Ich konnte jedoch Microchip, Atmel und Co. nicht programmieren. Aber ich konnte mich noch schwach an die alte TTL-Technik erinnern. Also versuchen wir es mit einem TTL-Grab. Es wurde eine Schaltung für die binäre Ansteuerung von 8 Relais (2^8=256 Schritte) nebst 3-stelliger Dezimalanzeige entworfen. Das sah dann doch recht abenteuerlich aus:

Tuner mit Digitalanzeige

Hier dargestellt ist nur ein Abstimmelement. Es werden deren drei benötigt. Bei der Übertragung der Schaltung auf eine Euro-Platine stellte sich heraus, dass (mir) die Entflechtung des Leiterbahn-Routings auf einer doppelseitgen Platine vollkommen unmöglich ist. Es blieben Dutzende von Drahtbrücken. Das ist Murks mal 3. Ich hätte vermutlich einen 12-Lagen Multilayer gebraucht. Wie der ganze Schotter auf HF reagiert, lag dabei aber noch gänzlich im Dunklen. Das war dann doch zu viel des Schlechten.

Wir legen eine (kurze) Zwanspause ein und lernen mal schnell die Programmierung von Mikrocontrollern (haha). Ach ja: und freilich Assembler. Hatten wir doch schon vor 20 Jahren auf Motorola 6809 gelernt. Is sicherlich noch alles in der Grosshirnrinde eingebrannt. Oder aber zumindest die Sprache C. Das wollte ich doch schon so lange.

Und so vergehen jetzt ein paar Jahre. Wie sich zeigte, waren Assembler Kentnisse (6809) leider zu 100% gelöscht. Ein Neueinstieg schien nicht zielführend (=null Bock). Die Programmiersprache C hat eine derart unästhetische Syntax, dass ich nicht sehr weit über "Hello World" hinaus kam und angewidert aufgab. Schade um die Literatur. Aber zum Glück gibts ja Pascal-Kompiler für Mikrocontroller. Ja, Pascal ist schön. Und ich kanns noch. Atmel oder Microchip? Die Entscheidung viel für Atmel. Die Gründe dafür hab ich vergessen.

Schnell ein Eval-Board für Atmel besorgt und ein paar Controller (Atmega, ATiny, usw.). Dann reichlich gespielt und darüber das ursprüngliche Ziel gänzlich verloren. Zwischenzeitlich wurde noch ein 2mm Edelstahlgehäuse für die PA mit 4mm Alu-Zwischenboden gelasert und gekantet. Sogar dutzende von kleinen Lüftungsschlitzen (Seitenteile, Oberseite, Unterseite) wurden mit dem Laser geschnitten. Hab mich leider bzgl. Längenänderung beim Kanten verrechnet. Das Ergebnis war Schrott.

Zwischenzeitlich steht eine Collins 30S1 hier.

Aber alle Einzelteile (oder die meisten) meiner GU50-PA habe ich aufbewahrt. D.h. irgendwann wird das Drama seine Fortsetzung finden. Ihr Götter!